Die Rolle digitaler Medien im Prozess der islamistischen Radikalisierung und das diesbezügliche Präventionspotenzial des islamischen Religionsunterrichts

Eine Interviewstudie zu den subjektiven Theorien von Lehrenden an den Zentren und Instituten für Islamische Theologie

Autor/innen

  • Margit Stein
  • Benjamin Möbus

Schlagwörter:

Radikalisierung, Islamismus, digitale Medien, subjektive Theorien, qualitative Forschung

Abstract

Der vorliegende Beitrag untersucht die subjektiven Theorien von Lehrenden an den Zentren und Instituten für Islamische Theologie in Bezug auf das Radikalisierungspotenzial digitaler Medien sowie auf das diesbezügliche Deradikalisierungspotenzial des islamischen Religionsunterrichts. Im Rahmen des Projekts UWIT wurden hierzu qualitative Interviews mit 26 Lehrenden aus den Studiengängen der Islamischen Theologie an elf der 13 Hochschulstandorte in Deutschland geführt. Diese Lehrenden bilden u. a. zukünftige Religionslehrer:innen für den islamischen Religionsunterricht sowie islamische Theolog:innen aus. Die subjektiven Theorien dieser Lehrenden sind besonders relevant, da sie empirisch evident handlungsleitend wirken und somit u. a. die Ausbildung sowie mittelbar die pädagogischen Zugänge der zukünftigen Religionslehrer:innen beeinflussen. Diese Lehrkräfte sind wiederum Multiplikator:innen, die in ihrer Tätigkeit die Perspektiven junger Muslim:innen prägen. Dem islamischen Religionsunterricht wird insofern oft eine zentrale Rolle bei der Prävention islamistischer Radikalisierung zugeschrieben, obwohl dies empirisch bisher nicht ausreichend erforscht ist. Die Studie zeigt, dass nicht alle befragten Lehrenden das Radikalisierungspotenzial digitaler Medien gleichermaßen wahrnehmen. Jene, die dieses Potenzial erkennen, problematisieren insbesondere die niedrigschwellige Zugänglichkeit und Anonymität digitaler Plattformen, die es islamistischen Gruppen ermöglichen, gezielt Jugendliche und junge Erwachsene anzusprechen. Sie betonen zudem die Gefahr der dualistischen Darstellung islamistischer Inhalte, die besonders ansprechend für Jugendliche in Krisensituationen ist.

Als Gegenmaßnahme sehen die Lehrenden den islamischen Religionsunterricht als ein potenziell wirksames Instrument zur Prävention an, sofern dieser lebensweltorientiert gestaltet ist und gezielt eine kritisch-reflexive Medienkompetenz fördert. Sie heben ferner die Notwendigkeit hervor, dass zukünftige Religionslehrer:innen diesbezügliche (Medien-)Kompetenzen während ihrer Ausbildung erwerben, um Jugendliche und junge Erwachsene effektiv darin zu unterstützen, islamistische Inhalte zu erkennen und kritisch zu hinterfragen.

Titelblatt des Artikels von Stein/Möbus

Veröffentlicht

17.12.2024

Ausgabe

Rubrik

Artikel

Zitationsvorschlag

Die Rolle digitaler Medien im Prozess der islamistischen Radikalisierung und das diesbezügliche Präventionspotenzial des islamischen Religionsunterrichts: Eine Interviewstudie zu den subjektiven Theorien von Lehrenden an den Zentren und Instituten für Islamische Theologie. (2024). Zeitschrift für Praxisorientierte (De-)Radikalisierungsforschung, 3(1), S. 43 - 82. https://zepra-journal.de/index.php/zepra/article/view/35